Schützenverein Barchfeld a. d. W. 1886
Paragraph 1 des Vereinsstatuts:
„Zweck der Gesellschaft ist, sich im Gebrauch des Schiessgewehres zu üben und die Kunst des Scheibenschiessens in Aufnahme zu bringen und zu erhalten, sowie auch öfters gesellige und gemütliche Gesellschaft zu vereinigen.“
Es darf nicht übersehen werden, dass die Führung des 1861 gegründeten bürgerlichen Allgemeinen Deutschen Schützenbundes die deutsche Jugend wehrhaft machen wollte. Der „rein sportliche“ Wert des Schießens wurde immer wieder herausgestellt und die Beziehungen zur Politik verschleiert.
Der Arbeiterklasse fehlten die materiellen Voraussetzungen, um den Schießsport großzügig zu entwickeln. Erst im Jahre 1920 wurde der Deutsche Arbeiterschützenbund gegründet.
Gründung: 7. September 1886
Gründer und Mitglieder:
Karl Ebert, Ferdinand Erbe, Heinrich Erbe, Otto Erbe, Fritz Erbe, Fritz Güth, Karl Güth, Ludwig Güth, Fritz Schirmer, August Volkert, Richard Jung, Heinrich Kallenbach, Otto Kehr, Gustav Kaiser, Christian Kaiser, Ernst Kaiser, Fritz Möller, Ernst Möller, Otto Schmalz, Georg Völkert, Heinrich Nothnagel, Karl Reum, Oskar Reum, Karl Römhild, Bernhard Römhild, Hans Reif, Karl Schwarz, Otto Reum, August Schmidt ( Kaufmann ), August Amm, Ferdinand Heinrich Erbe, Arthur Frank, Hermann Hinne, Paul Kranich, Ernst Rommel, August Schmidt ( Hufschmied ), Karl Schmidt (Fabrikant),
Karl Schirmer und Ferdinand Volkert.
Vereinslokale:
Gasthaus „Sonne“, Gasthaus „Klosterbräu“ und Gasthaus „Krone“
Schießplatz:
Der Schießplatz und das Schützenhaus befanden sich in unmittelbarer
Nähe der Fischbrücke.
Der Verein wurde vertreten durch einen auf 3 Jahre zu wählenden Vorstand, bestehend aus dem 1. und 2. Schützenmeister und einem Kassierer. Die Neuwahl erfolgte jeweils am 20.September mit einfacher Stimmenmehrheit. Auch die Revision war an diesem Tage fällig. Das Eintrittsgeld eines neu aufgenommenen Mitglieds betrug zwei Mark, und der jährliche Beitrag durfte 25 Pfennige nicht überschreiten.
Paragraph 10 und 11 des Statuts:
„Jeder Schiessübung hat wenigstens ein Vorstandsmitglied nach einem zu bestimmenden Tur¬nus beizuwohnen, welches für Handhabung der Ordnung sorgt und etwa vorkommende Stre-itigkeiten scheidet.“
„Wenn einzelne Mitglieder an nicht bestimmten Schiesstagen für sich schießen wollen, so haben sie die Unkosten für Zeiger und Scheiben etc. allein zu tragen.“
Das jährliche Ermitteln des Schützenkönigs von Barchfeld war wie viele andere sportliche Ver-anstaltungen ein gesellschaftliches Ereignis, ein Höhepunkt im Leben des Dorfes. In der Broschüre „Tausend Jahre Barchfeld“ wird darauf hingewiesen, dass das Schützenfest früher Vogelschießen genannt wurde. Da wurde tatsächlich nach einem Vogel geschossen – nämlich nach einem größeren hölzernen Adler. Wer einen Flügel herunterschoss, musste soviel Glas Bier für die übrigen Schützen spenden, wie auf diesem Flügel Platz fanden. Schützenkönig war der, der den Körper herunterschoss. Schon damals war das Vogelschießen ein Volksfest. Aus dieser Veranstaltung entstand dann später das schützenfest. Schon damals klang vom Karussell die Weise: „Ich bin der Münch von Brotte – Brottero…“
Die Geselligkeit wurde in diesem Verein in allen Varianten gefördert. Ein Gedicht von Ludwig Güth macht dies deutlich:
„Weil du mit Gottes Schutze
Mir an das Maul gewachst
Das reizt des Pfaffen Trutze
Er legte an die Axt
Er legte an das Messer
Denn ohne Bart ist’s besser
Hast du auch Wind und Wetter
So männiglich getrutzt
Du warst dem schwarzen Vetter
Nicht kurz genug gestutzt
Drum mach dein Testamente
Es geht mit dir zu Ende
Nun darfst an meiner Schnauze
Nicht länger flattern mehr
Weil du dem schwarzen Kauze
Ein Dorn im Auge sehr
Drum Marsch! In Glas und Rahmen
In Gottes Namen! – Amen!“
Wie viele Mitglieder der Verein damals zählte, ist nicht exakt nachzuweisen, nach Aussagen sollten es über 30 gewesen sein. Zum 25jährigen Jubiläum im Jahre 1991 wurde eine Fahne gestiftet und geweiht. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde, die Vereinstätigkeit eingestellt. Dem Krieg fielen auch Bachfelder Schützen zum Opfer.
1920 nahm die „Schützengesellschaft 1886“ ihre Vereinsarbeit wieder auf, die Mitgliederzahl stieg rasch an und ist 1933 mit 39 Schützenbrüdern belegt. Die alljährlich stattfindenden und mehrere Tage andauernden Schützenfeste wurde neben der „Barchfelder Kirmes“ zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Höhepunkt und erfreuten sich großer Beliebtheit bei der Barchfelder Bevölkerung.
Der Barchfelder Mundartdichter Dr. Heinrich Weldner hat in seinem Gedichtband „Onse klai Waelt“ folgenden Vers dazu verfasst:
Bie hoat’s ons als Kenge immer gefalle,
bann un dr Fesch Schetzefaest wuur gehallle.
mit Iisbüde un Broatwirscht un all dann Sache,
die Grosse un Klänne Vergnieche mache.
Bann’s änner zun Schetzekenig gebroacht,
wuur e Emzog durch’s ganz Duurf gemoacht,
vurnewaeg die Müsik mit Bumbum un Trara,
drengerhaer di Schetze; alst konnste derlaa,
doaß muncher mit en Gliichschriit hatt si Mieh
un sälig tirmelt beim Morsch üss dr Rieh.
Auf Hochdeutsch:
Wie hat es uns als Kinder immer gefallen,
wenn an der Fischa Schützenfest war.
Mit Eisbude und Bratwürsten und anderen Sachen,
die Großen und Kleinen Vergnügen machen.
Wenn einer Schützenkönig wurde,
wurde ein Umzug durch das ganze Dorf gemacht,
vorneweg die Musik mit Bumbum und Trara,
hinterher die Schützen; da konntest du erleben,
das Mancher seine Mühe mit dem Gleichschritt hatte
und beim marschieren aus der Reihe türmelte.
Den Ausklang des Schützenfestes bildete am Abend ein prächtiges Feuerwerk, das von der Bevölkerung mit viel Beifall aufgenommen wurde.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurde die Vereinstätigkeit abrupt beendet. Auch dieser Krieg forderte unter den Barchfelder Schützenbrüdern zahlreiche Opfer. Die Jahre nach 1945 sind für die damaligen Schützen noch in trauriger Erinnerung. Mit Tränen in den Augen mussten die Vereinsmitglieder ihre Waffen abgeben und mit ansehen, wie diese auf dem alten Schulhof ausgeglüht wurden. Nach dem 2. Weltkrieg durften die Schützen ihre sportliche Tätigkeit nicht wieder aufnehmen.